firma raumforschung

modul 15   "mayday, mayday! les precàries i precaris es rebel.len"
am montag den 13.12., ab 22.30 diskutierten stefan nowotny und gerald raunig zum vierten und letzten mal philosophien, politiken und bilder zur verteilung im raum iv. an diesem letzten termin der reihe standen videos und diskussionen zu einer aktionsform im mittelpunkt, die zunehmend zu einem referenzpunkt sozialer bewegungen wird: der euromayday wird seit einigen jahren in milano als radikale alternative zu traditionellen 1.mai-feiern organisiert. im jahr 2005 sollen am 1. mai gleich in mehreren europäischen städten simultan sowie lose koordiniert mayday parades stattfinden. im mittelpunkt der parades steht die prekarisierung von arbeit und leben und die formierung eines neuen sozialen subjekts: des precariats.

doku der anderen 3 termine:
ppb I 13.09.04 zu 2000 in österreich
ppb II am 12.10.04 zur situationistischen internationale
ppb III am 8.11.04 zur pariser coummune



"Die seit 2004 transnational vorbereiteten und in Barcelona, Milano und anderen Städten stattfindenden Euro-Maydays markieren, als neue Form kollektiven politischen Handelns am 1. Mai, eine Neuaneignung des "Tags der Arbeit", die sich um die zunehmende Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und Lebensformen organisiert. Nicht die Figur des Lohnarbeiters oder der Lohnarbeiterin steht im Zentrum dieser Praxis, sondern die heterogenen Erscheinungsformen einer wachsenden sozialen Unsicherheit, die von prekarisierten Wissens-, Kommunikations- und KulturarbeiterInnen bis zu neuen Ausbeutungsverhältnissen in den klassischen Produktionssektoren, von unterschiedlichen Formen sozialer Deklassierung bis zur weit gehenden Entrechtung insbesondere migrantischer Gruppen reicht. Prekarität stellt in dieser Perspektive nicht mehr, wie der am Leitbild des regulären Lohnarbeitsverhältnisses negativ orientierte Begriff der "atypischen Beschäftigungsformen" nahe legt, eine Abweichung von der Normalität dar, sondern ein Übergreifen seit langem bestehender Formen der Prekarisierung (etwa in den verschiedenen Bereichen feminisierter oder ethnisierter Arbeit) von den Rändern der Gesellschaft auf ihr Zentrum sowie eine permanente Produktion neuer Randlagen. Dieser Wandel impliziert auch einen Wandel sozialer Organisierungsformen, die ihren Ausgang nicht zuletzt von den spezifischen Wissens- und Kommunikationskompetenzen der prekarisierten ProduzentInnen nimmt. Stand in der Geschichte der kommunistischen und sozialdemokratischen Bewegungen das Verhältnis zwischen den im Fabrikssetting fragmentierten bzw. entfremdeten TeilarbeiterInnen und ihrer molaren Organisation durch Partei und Gewerkschaft im Vordergrund, so scheint sich das Aufbegehren der Prekarisierten in molekularen Körper-, Zeichen- und Aussagengefügen zu vollziehen, die in die Produktions- und Konsumtionsstätten des neoliberalen Zusammenhangs intervenieren. Diese Interventionen verweisen zugleich auf eine soziale Gestik des Umherschweifens, das, über den Protest hinausweisend, dem gegenwärtigen Fragmentierungszusammenhang eine Gegenproduktion von neuen Erfahrungs-, Artikulations- und Solidarisierungsformen entgegenzusetzen versucht"
stefan nowotny und gerald raunig

videomaterial:
p2p fightsharing III: precarity, dvd, 2004


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