raum als ready-made, ästhetik als verfremdung des vorhandenen
ein temporärer kunstraum in der wiener donau city. eine 10.500 m2 weite urbane restfläche zwischen tech gate und donau. der installationsort ist ständig von allen seiten einsehbar. umgekehrt sind von ihm aus die umliegenden flächen beobachtbar: die angrenzende baustelleneinrichtung, die umlaufenden galerieartigen fußgängerwege für bewohner/innen und angestellte oder die hinter den glasfassaden verborgenen büros internationaler konzerne und lokaler firmen. eine fläche von 10.500 m2 ungenutztem städtischem restraum wurde weiß eingefärbt. die farbe homogenisiert die untergründe, leert die fläche und macht sie zugleich als raum sichtbar, der mit seiner kontur die angrenzende umgebung befragt. die installation umfasst auf zwei höhenebenen mit 9 metern differenz eine baugrube mit tunnelanschluss, entstanden durch die aushebung der dortigen ehemaligen müllhalde und die überplattung der a22: eine dreidimensionale raumskulptur auf einer noch unbebauten restfläche, die ihre struktur aus den angrenzenden bauten und liegenschaften bezieht und im kommenden jahr nach plänen von dominique perrault mit einem 200 m hohen schwarzen turm bebaut werden wird.
drei containerformationen zitieren das material der angrenzenden baustelle. sie verbinden und begrenzen das installationsareal, schaffen räume für die benötigte infrastruktur und verschieben durch ihre anordnung und funktion die bedeutung der vor ort bereits vorhandenen baucontainer. durch die markierung und die dadurch stattfindende «versetzung» des ortes werden die räumen zugeschriebenen gesellschaftlichen kontrakte, raumpraktiken, funktionalitäten und zeitökonomien verschoben und befragbar gemacht. der markierte raum stellt seine umgebung aus und erweitert den performativen raum in sein umfeld. vorhandenes wird thematisiert. der so exponierte kunstraum schließt in seiner offenheit den sozialen, gebauten und geplanten kontext der donau city und ihrer umgebung mit ein. er wird zum ort kritischer reflexion und konfrontation von konstitutiven raumpraktiken, unterschiedlichen funktionen und verhandelten zeitökonomien.
claudia bosse, theatercombinat wien
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fotos: claudia bosse, bärbel müller
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