2006 - 2009 tragödienproduzenten aischylos/shakespeare/racine/jelinek - eine theatrale serie, wien, genf, braunschweig, düsseldorf (a, ch, d) |
tragödienproduzenten dossier
tragödienproduzenten presse
fanzine 4 théâtre du grütli, S. 24 - 29, michèle pralong
die perser/les perses
turn terror into sport
coriolan
phèdre
bambiland08
tragödienproduzenten 2009
perser review
coriolan review
phèdre review
bambiland´s day
bambiland09
2481 desaster zone |
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tragödienproduzenten - ein prozess der konfrontation historischer theatermodelle, ihrer politischen systeme und repräsentationstechniken als untersuchung der gegenwart. die ausgewählten texte sind ein schnitt durch die geschichte und die theatergeschichte. sie beziehen ihre geschichtlichen und mythologischen hintergründe aus der antike und bearbeiten historische umbruchkonstellationen.
die serie tragödienproduzenten versteht theater als gesellschaftliches archiv und modell der jeweiligen zeit, ihrer politischen systeme, repräsentationstechniken und sprech-architekturen. die historischen konstellationen werden zu einer untersuchung der gegenwart, zum material zeitgenössischer ästhetischer praktiken, installativer raumsituationen und arbeitsmodelle.
tragödienproduzenten - ein projekt unter der künstlerischen leitung von claudia bosse, eine theatrale serie mit den stücken «die perser» (aischylos), «coriolan» (shakespeare), «phèdre» (racine/seneca), «bambiland» (elfriede jelinek) und «2481 desaster zone», eine montage aller texte und inszenierungen. in zusammenarbeit mit christine standfest und gerald singer, sowie alexander schellow, aurelia burckhardt, doris uhlich und internationalen gästen. |
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die perser, braunschweig, foto: christian bort
les perses, genf, foto: regis golay
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die perser (braunschweig 2008)
konzept/inszenierung/partitur: claudia bosse, übersetzung: peter witzmann/heiner müller, bote: jörg petzold, atossa: doris uhlich, schatten des dareios: christine standfest, xerxes: marion bordat, chorführer: roland bedrich, anne cathrin buhtz, inga kolbeinsson, hanna legatis, christoph linder, oliver losehand, christiane ostermayer, ilona christina schulz, katja thiele, cornelia windmüller, regieassistenz: andreas gölles, koordination/recherche/ dramaturgische mitarbeit: anselm lenz, anke dyes, produktionsleitung: caroline farke, gemeinschaftsproduktion festival theaterformen, staatstheater braunschweig, theatercombinat
les perses (genf 2006)
konzept/inszenierung/partitur: claudia bosse, bote: barbara baker, atossa: doris uhlich, schatten des dareios: christine standfest, xerxes: gerald singer, chor/chorführer der 10 chöre: guillaume béguin, léonard bertholet, vincent coppey, elisa curchod (chine), jean-louis johannides, marie-eve mathey-doret, gérard moll, jacqueline riccardi, anne-frédérique rochat, delphine rosay, chor der 500/grü500, regieassistenz: andreas gölles, aurélie matthey, koordination: imanol atorrasagasti, beratung: sophie klimis, koproduktion théâtre du grütli, association genèveberlin, theatercombinat
die perser (wien 2006)
konzept/inszenierung/partitur: claudia bosse, bote: gerald singer, atossa/xerxes: doris uhlich, schatten von dareios: christine standfest, kleiner chor: aurelia burckhardt, gerald singer, christine standfest, doris uhlich, chor der 12: beatrix brunner, aurelia burckhardt, gerlinde egger, brigitte futscher, ulrike johannsen, dora müller, heidemarie pichler, ingrid racz, ana szilagyi, ilse urbanek, lena wicke, bauten: karoline streeruwitz/sammerstreeruwitz, christian teckert/ as-if, produktion: lena wicke, produktion theatercombinat
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die texte der serie sind dokumente unterschiedlicher epochen - antike, renaissance, barock und gegenwart. sie markieren unterschiedliche politische und ästhetische systeme und führen von der demokratie der polis zu konstitutioneller monarchie, absolutismus und der gegenwart.
in der serie «tragödienproduzenten» geht es nicht um die historische aufführungspraxis, sondern um eine theatrale studie im zusammenhang der oder im schnitt durch die texte. nicht nur das einzelne stück und seine umsetzung stehen im zentrum des interesses, sondern der dialog, die korrespondenz der texte und umsetzungen zueinander. das interesse ist, mit und in den texten zu recherchieren und über einen zeitraum von vier jahren räumliche, historische, demografische und sprachliche untersuchungen vorzunehmen, um aus der konstellation der historischen modelle perspektiven für zeitgenössisches theater zu entwickeln.
die jeweiligen texte sind speicher historischer erfahrung. über ihre sprache sind körperliche praxen, körperbilder und darstellungsmethoden impliziert und zu erforschen. der habitus der darstellung wird durch die textuelle struktur, phonetik, interpunktion, metrik, den spezifischen atem, die «gestimmheit" der texte, ihre bilder, ihre zeitkonstruktionen, ihre poesie von bildern, metaphern, ihre handlung oder argumentation gebildet. |
bambiland08 (wien 2008)
konzept/künstlerische leitung: claudia bosse, konzeptmitarbeit: alexander schellow, gerald singer, christine standfest, sprecherin: anne bennent, performance/labor: aurelia burckhardt, caroline farke, oliver losehand, alexander schellow, dorothea schürch, gerald singer, christine standfest,lautsprecherentwicklung/ klangregie: wolfgang musil, film: alexander schellow, umsetzung der objekte/technische leitung: simon häfele, technische assistenz: liesl raff, produktion: astrid mayer, regieassistenz: alexander ratter, produktionsassistenz: tatiana petkova, öffentlichkeitsarbeit: christine standfest, presse skyunlimited: gäste interventionen: monika bischof, anne decker, linde dröscher, ingeborg fellhofer, nada frauenhofer, tobias gerber, daniela graf-kunauer, olivia helvadjian, veronika kritzer, christl kucera, philip leitner, günther maier, andrea mayer, anne-kathrine münnich, saskia pauls, susanna peterka, maria pichler, ingrid racz, thomas scheiber, lucia steindl, irene stockenreitner, marie tappero, ilse urbanek, michaela wareka, aufführungsrechte "bambiland" beim rowohlt theaterverlag, reinbek bei hambur, produktion theatercombinat |
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bambiland, foto: lorant racz |
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die von theatercombinat seit anatomie sade/wittgestein erarbeiteten körpertechniken und -codes werden im zusammenhang mit den tragödientexten weiterentwickelt, im sinne einer theaterform, die gleichermaßen choreographisch, installativ und über sprache und über die kollision oder das zusammenwirken dieser ebenen operiert. durch das arbeiten mit installationen, choreografien von akteuren und zuschauern an nicht-kunst-orten werden diese in ein verhältnis gesetzt zu metrischer, d.h. künstlicher sprache. tanzperformance-techniken für überdimensionierte alltagsräume werden mit nicht-identifikatorischen sprechtechniken des theaters konfrontiert und führen zu einer befragung der selbstverständnisse der darstellenden künste.
historisch und kulturtechnisch sollen die politische bedeutung des theaters analysiert werden, sowie die architekturen der situationen, in denen theater in seiner zeit an den jeweiligen orten innerhalb der städtischen anlagen stattfand. theater wird zum aushandlungsort einer praktischen untersuchung der funktion und des status des körpers der akteure im jeweiligen raum im verhältnis zur konstruktion des jeweiligen textes, als auch zum ort der konfrontation mit dem körper des zuschauers - dessen status und repräsentationtechniken in den jeweiligen situationen und architekturen, die sich von epoche zu epoche in ihren teilaspekten verändern. |
phèdre, foto: regis golay |
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phèdre (genf 2008)
konzept/raum/inszenierung: claudia bosse, phèdre: frédéric leidgens, hippolyte: serge martin, thésée: armand deladoëy, oenone/aricie: véronique alain, théramène/panope/ ismène/auszüge von seneca: marie-eve mathey doret, auszüge von seneca/théramène: lou castel, produktion/ assistenz: gaël grivet, dramaturgische recherchen/assistenz: andreas gölles, licht: jean-michel broillet, kampftraining: daniel chardonnens, barocktanz: dora kiss, boxtraining: virginie van de putte, tango: mariella casabonne-bach, yoga: sandra piretti, koproduktion grü/théâtre du grütli, association genèveberlin, theatercombinat |
theater als politisches archiv und labor von repräsentationstechniken |
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was ergibt sich, wenn man die konstellationen und die bedingtheiten der theatralen produktion der verschiedenen epochen und ihre jeweiligen situations-, kommunikations- und sprachspezifika auf heute überträgt, um daraus gegenwärtige experimentelle versuchsanordnungen zu entwickeln? welche politischen, ökonomischen, räumlichen und öffentlichen verflechtungen würde dies für die heutigen konstellationen der theatralen produktion - als modelle zwischen öffentlichkeit, politik und kunst - ergeben?
in welcher weise konstruieren der alexandriner des racine oder der blankvers von shakespeare etc. die darsteller, ihre körper im verhältnis zum text, die theatersituation? welche unterschiedlichen konzepte von theater sind diesen texten in ihren jeweiligen epochen eingeschrieben? welche politischen verständnisse und gesellschaftlichen entwürfe sind in den genannten sprachmaterialien repräsentiert? wie werden die überlieferten kodifizierten darstellungsformen zum potential für zeitgenössische theatertechniken und darstellungsformen, für rauminstallationen, für körpermaterial, für sprecharbeit?
wie stehen die gebauten und gedachten konzepte von stadt wiederum im verhältnis zu den raum- und repräsentationsstrategien von theater sowie der plazierung des theaters in städtischen anlagen? wie ist das verhältnis der repräsentation des staates, seiner machtorgane, zu funktion, repräsentationstechniken und abhaltungscodes des theaters in den jeweiligen epochen? |
coriolan (wien 2007)
regie/konzept: claudia bosse, coriolan/bürger/volumnia: doris uhlich, aufidius/titus lartius/senator/bürger/volumnia: marie-eve mathey-doret, menenius/bürger/volumnia: aurelia burckhardt, cominius/senatsdiener/bürger/volumnia: gerald singer, brutus/ädil/senatsdiener/bürger/volumnia: christine standfest, sicinius/herold/bürger/volumnia: jennifer bonn, dramaturgie: christine standfest, regieassistenz: konstantin küspert, produktion/pr: lena wicke, raumintervention: karoline streeruwitz, christian teckert, beratung raum: jonni winter, übersetzung: bosse/standfest, koordination: jeanette picker, bürgerInnen: guido aengenheyster, monika bischof, anita broser, iwona brugger, eva cermak, michael de werd, anne decker, linde dröscher, sigrid eder, michaela fink, nada frauenhofer, renate gärtner-horvath, wiebke hebestedt, maria helm, julia jovanovic, roswitha kauer, brigitte kiss, barbara korvas, christl kucera, andrea mayer, astrid mayer, rachel moser, isolde müller, ingrid müller, susa muzler, angela nagy, maria ohrfandl, manfred panis, mariella pauls, saskia pauls, ingrid pazdernik, maria theresia pichler, doris prammer, ingrid racz, ewa-maria rogal, thomas scheiber, kristina singer, luzia steindl, marie tappero, michaela wareka, carina zabini, produktion theatercombinat
turn terror into sport (wien 2007)
choreografie/konzept: claudia bosse, stepptrainings: michael fischer, sabine hasicka, albert kessler, daniela kubik, nele moser, martina sagmeister, nicole rutrecht, verena schönberger, mit: jennifer bonn, aurelia burckhardt, marie-eve mathey-doret, gerald singer, christine standfest, doris uhlich, wiener bürgerinnen und bürger, dramaturgie: christine standfest, regieassistenz: konstantin küspert, produktion/pr: lena wicke, koordination: jeanette picker, fotografie: maria mäser, koproduktion tanzquartier wien, theatercombinat |
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coriolan, foto: konstantin küspert
turn terror into sport, foto: konstantin küspert |
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die historischen dispositive und techniken des theaters sind öffentliche mikroebene des aushandlungsraumes einer staatlichen ideologie und eines politischen konzeptes. die entsprechungen oder gegenüberstellungen der repräsentationstechniken bestimmen und bilden die codes und gesten, d.h. den habitus im öffentlichen, mit.
somit wäre theater das gesellschaftliche laboratorium seiner jeweiligen zeit: ein regulierter, mit handlungsverträgen kontrollierter ort einer körperlichen (alle teilnehmenden produzenten sind physisch anwesend und wechselseitig sichtbar und beobachtbar) und kollektiven produktion von bedeutung.
« ich denke das theater immer noch von brecht aus, als pädagogium einer gesellschaftlichen praxis, als erzeugung einer situation mit den potentialen performativer praxis, als ort der überprüfung gesellschaftlicher realität, ihrer habituellen konventionen und mechanismen. in differenz zu brecht geht es nicht um die darstellung derselben, sondern um die sichtbarmachung vorhandener strukturen, somit einer theatralisierung des alltags, einer verfremdung des alltäglichen, indem man dem alltäglichen andere räume, bühnen, zeiträume oder konzentrationsräume der betrachtung gegenüberstellt. »
(claudia bosse, wien, dezember 2005) |
«2481 desaster zone», oktober 2009, tragödienproduzenten reviews märz - oktober 2009, wien. «bambiland08» herbst 2008, wien, «die perser» juni 2008, festival theaterformen braunschweig, «phedre» april/mai 2008, maison de faubourg, genf. «coriolan» oktober 2007, «turn terror into sport» september 2007, «die perser» dezember 2006, alle wien, «les perses» november 2006, théâtre du grütli, genf.
tragödienproduzenten (2006 - 2009) wurde koproduziert durch GRÜ/théâtre du grütli genf, festival theaterformen und staatstheater braunschweig, FFT forum freies theater düsseldorf, tanzquartier wien und wien modern. gefördert von wien kultur und in teilen unterstützt aus kulturförderungsmitteln der bezirke leopoldstadt, landstraße, wieden, margareten, neubau, alsergrund, meidling und donaustadt, von der wohnbauvereinigung für private angestellte, dem österreichischen siedlungswerk, der magistratsabteilung 33 der stadt wien, von wiener linien, erste bank, pro helvetia - schweizer kulturstiftung, stadt genf (département de l’instruction publique), loterie romande, stiftung leenaards, stiftung ernst göhner, österreichisches kulturforum, niedersächsisches ministerium für wissenschaft und kultur, von den städten braunschweig und hannover, der niedersächsischen lottostiftung, stiftung braunschweigischer kulturbesitz, kunststiftung NRW, sowie 2009 vom bezirk favoriten und von loft city.
www.theatercombinat.com theatrale produktion und rezeption |