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räume in der architektur: im gespräch mit den architektInnen barbara imhof von LIQUIFER (projekte extraterrestrischer architektur) und ernst fuchs + marie therese harnoncourt / the next ENTERprise (teilnehmer der architekturbiennale in venedig) am 20.09.04 wurden arbeiten vorgestellt, ihrer definition von raum nachgegangen, sowie über methoden zu strukturierung und entwerfen von architekturen und räumen diskutiert.
kommunikationsprotokoll
gesprächskonzept vom 17.09./vorab
als einstiegsfrage:
wie ist eure definition von „raum“ oder der „produktion von raum“?
dann (anhand der vorgeschlagenen projekte):
- mit welchen methoden und ansätzen strukturiert ihr räume?
- welche bedeutung haben die orte, als areal und kontext, für euch beim entwerfen?
- unter welchen bedingungen könnt ihr räume entwerfen? auflagen und ansprüche, dh., was ist euer handlungsspielraum als architekten?
- mit welchen gesellschaftlichen oder subjektiven perspektiven konstruiert ihr räume?
- was ist das verhältnis von form und funktion und gesellschaftlichem inhalt?
vorschlag projektvorstellung: the next ENTERprise: how to start a city, audiolounge
LIQUIFER: marsstation und weicher raum installation (ars electronica)
LIQUIFER
„Standing on the cutting edge of architecture today, we are looking further out into the cosmos, creating our visions of space, time and architecture, seeking unconventional habitable spaces that are user-adaptive and programmable to respond to user-feedback. Our aim is to create new strategies for architecture derived from curiosity and amphibious thinking, where ideas can be twisted, contradicted, and open to multiple interpretations, thus advancing explorative concepts in [space] architecture.“ aus www.liquifer.at
Von: bimhof@liquifer.at
Betreff: Re: danke
Datum: 22. September 2004 11:50:50 GMT+02:00
An: theatercombinat@t0.or.at
Zitat von claudia bosse <theatercombinat@t0.or.at>:
liebe barbara,
was wir heute noch besprochen haben, oder was mich auch weiterhin beschäftigt: du sprachst gestern über die dich langweilenden wunschprojektionen auf die weltraumarchitektur. wie weit ist die projektion auf den sich in der schwerelosigkeit befindlichen körper- mit anders fliessenden
flüssigkeiten - eine projektion und zwar vom "entgrenzten, anderen“ körper und raumwahrnehmung, wobei sämtliche funktionen dieses körpers vollständig zu lebenszwecken kontrolliert sein müssen? eine merkwürdiger widerspruch zwischen einem aufgehoben-sein in der zweiten technologisierten haut, der völligen ökonomisierung jeder körperfunktion zu forschungszwecken und dem schwerelos entgrenztem raum?
und ich frage mich, wie weit man deinen spezifischen einsatz als architektin im feld der weltraumingenieure als innovation und einsatz noch klarer im gespräch hätte bekommen können.
c.
liebe claudia
Ich habe auch noch etwas nachgedacht, vor allem auch, weil die
Habitatraumproduktion in einem Umfeld entsteht, das, wenn man aus einem kulturellen Arbeitsumfeld kommt so weit von uns entfernt ist, wie die Erde vom Mars. Die Produktionsbedingungen sind gleich denen einer Europäischen Union, mit dem Unterschied, das das Endprodukt weit haptischer ist.
Barbara
Von: Barbara Imhof <bimhof@liquifer.at>
Datum: 24. September 2004 19:59:40 GMT+02:00
An: claudia bosse <theatercombinat@t0.or.at>
Betreff: MODULbeitrag
Liebe Claudia,
Hier einige Stichworte zum Modul: Ich weiß nicht genau, was Du Dir vorstellst, da die beiden anderen Module ziemlich unterschiedlich sind. Deshalb schreibe ich hier nur etwas kurz und erweiternd zu dem, was vielleicht nicht so klar rausgekommen, aber mir wichtig ist:
Raum an sich ist etwas abstraktes und konstituiert sich in jedem Individuum anhand seiner subjektiven Wahrnehmung.
Die psychologische Komponente ist die raumbestimmenste auf der Erde und im Weltraum. Auf längeren bemannten Missionen
(z.Bp. Zum Mars = 2 Jahre) In einem isolierten und engen Raum mit dem Ausblick auf einen sich kontinuierlich ausdehnenden Raum, dessen physische Beschaffenheit ein Vakuum darstellt, ist die Psychonautik der Besatzung eine raumbestimmende Komponente. Hinzu kommen die Auswirkungen des “Schwerelos-Sein”, des “Befreit-sein”. Zwischen Extremen von psychischer und physischer Empfin-dung lebt man in einer Mikrogesellschaft auf kleinstem Raum.
Diese Grundkonstitution erscheint mir extrem interessant zu erforschen und daraus neue Ansätze für die Architektur überAll zu entwickeln. Diese Forschung steht erst am Anfang, wird aber durch äußere Faktoren stimuliert – und umgekehrt: eine immer breiter werdende Diskussion geht vom Arbeitsfeld Weltraum und Architektur/ Design aus.
Faktoren:
Weltraumprojekte: vorraussichtliche längerbemannten Missionen zum Mars, Weltraumtourismus etc.
Rezeption in der Öffentlichkeit: öffentliches Interesse für Raumfahrt und Design steigt, immer mehr medial gut vermittelte unbemannte Missionen
Architektur: neue Entwicklungen in der Architektur durch die Verschneidung von realen und virtuellen Räumen zu medialen, weichen Räumen – Augmented Reality – im feed-back ..etc.
Hier noch 2 Statements, von denen ich glaube, daß sie dazubeitragen können, ein Raumgefühl zu vermitteln, das unser herkömmliches in Frage stellt und Koventionen der Wahrnehmung auflöst. Dadurch können wir auch den Raum anders betrachten, woraus wir wieder einen guten Ausgangspunkt für neue Raumkonzepte haben.
Raumwahrnehmung in der Schwerelosigkeit:
"We have to concentrate on the internal space of our own body and the interaction with the surrounding space as well as on the imagination,which is directly stimulated by this new environment,this new abstractspace-time body.
In a three dimensional universe without weight, we have to create subjective ego-centred references because there is no more centre of gravity. We can represent to ourselves a subjective vertical or a point situated on this subjective vertical.There is no more universal reference.Everything is relative and each person is free to construct their own structures on the subjective axis of the verticality. Starting from this inner construction,it is possible to apprehend the external space and react in relationship to it."
Kitsou Dubois ,zero-g Dancer,GB
‘Walking in space’,outside the spacecraft looking towards Earth:
You’re okay.You’re okay.You’re not going to fall.The bottom is way far away. And now a second,even more intense feeling washes over me:I am notjustplunging off a cliff.The entire cliff is crumbling away.It wasn’tjustme falling,buteverything was falling,which gave (me) even a more unsettling feeling.So,itwas like you had to overcome 40 years of whatever of life experiences that(you) don’tletgo when everything falls.Itwas a very strong,almostoverwhelming sensation that you justhad to control.ButI could see where itcould have putme over the edge.The disorientation is paralyzing.There is no up,no down,no side.There is only three-dimensional space."
Jerry Linenger,NASA Astronauton on a spacewalk around MIR, USA
Liebe Grüße,
Barbara
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LIQUIFER
[space]architecture
Barbara Imhof
Architektin
http://www.liquifer.at
thenextENTERprise
„Das Provozieren von Zufällen und dem Unvorhersehbaren ist unsere Strategie für die Raum- und Programmproduktion von Architektur. Wir arbeiten daran, alles aufzuspüren was über das reine Funktionieren hinausführt – es ist das Wesen von Architektur wie wir sie uns vorstellen.“
aus www.thenextENTERprise.at
„Ihre Architektur lässt sich weniger als Versammlung von Formen, Funktionen oder Ideen beschreiben, eher in Form von Praktiken. Unter Praktiken sei hier ein Tun verstanden, das an den Körper gebunden ist; an den Körper der ArchitektInnen genauso, wie an Raum- und Baukörper oder die Körper der BenutzerInnen. (...)
Der Körper affiziert den Raum. Der Raum affiziert den Körper. Die ArchitekturbenutzerInnen werden in der Praxis von tnE nicht nur als formrationale Personen, sondern immer auch als asymmetrisch fluktuierende Körperwesen artikuliert. (...) Die Raumgefüge können von den BenutzerInnen mehrfach angeeignet werden, sie erlauben alternative Bewegungen.“
aus: angelika fitz, „was vermag ein körper“, zu den verfahrensweisen von thenextENTERprise
----- Original Message -----
From: "claudia bosse" <theatercombinat@t0.or.at>
To: <mth@thenextenterprise.at>
Cc: <e.j.fuchs@thenextenterprise.at>
Sent: Wednesday, September 22, 2004 12:12 AM
Subject: danke
liebe marie therese, lieber ernst,
begriffe und definition sind in den unterschiedlichen praktiken und feldern immer andere.
an die diskussion anknüpfend: über die produktion der leerstelle, die angst vor dem nichts und die gestalterischen methoden mit ihren gesellschaftspolitischen implikationen von denen ihr gesprochen habt bei euren entwürfen, würde ich gern weiterdiskutieren. der raum ohne funktionszuweisung, ausserhalb einer klaren verwertungstrategie. darüber habe ich heute noch weitergedacht.
k. kruschkova sprach von der latenz eurer räume , die genau durch die ästhetische form erst markiert, oder erzeugt wird. eine frage wäre, hat die produzierte nichtfunktion, die eine spezifische, auch haptische raumkonstruktion durch den benutzer initiert, auch wieder eine funktion? oder was mich interessiert, in referenz auf den fitz text, wie kommen eure körper und die körper der benutzer beim entwerfen der architekturen oder installationen mit ins spiel? etc.claudia
Von: "Marie-Therese Harnoncourt" <mth@thenextenterprise.at>
Datum: 22. September 2004 09:49:30 GMT+02:00
An: "claudia bosse" <theatercombinat@t0.or.at>
Betreff: Re: danke
hallo claudia,
betr. deiner Ausführungen
eine Frage wäre einmal was man unter Funktion überhaupt versteht - wir haben zB den Begriff der mentalen Infrastruktur entwickelt, der auch dem Raum als bloßem Volumen einen kulturellen Mehrwert (und das ist zumindest eine der
Aufgaben der Architektur in meinen Augen) zuspricht.
- es geht uns nicht um den funktionslosen Raum sondern um die Erweiterung des Funktionsbegriff zu einer Bedürfnisdefinition, die Raum, Luft, Atmosphäre - eben mentale Werte miteinbezieht.
bez. Angelika Artikel - da wir schon im Entwurfsprozess beginnen, die Strukturen zu "bewohnen/zu entdecken/.." - zB mit fiktiven Personen über Filme wie bei How to start a city - wenn das Gebäude / Struktur gebaut ist (von unsere Seite angereichert mit Vorstellungen), dann wird das
"bewohnen/entdecken/ ..." von den Bewohnern fortgeführt - so ungefähr könnte man das sagen.
the next ENTERprise - architects
e.j. fuchs | mth. harnoncourt
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