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claudia bosse / theatercombinat


29.03. - 06.04. + 24.04. - 30.04.2005 où est donc le tableau «bildbeschreibung» heiner müller, «die hoffräulein» michel foucault, eine versuchsanordnung für 1-3 beobachterInnen, nestroysäle im nestroyhof, wien (a)

glotzt nicht so sporadisch ronald pohl

raumproduktion und wahrnehmungspolitik x 3
gini müller

raum ist politisch
claudia bosse

radio ö1
wolfgang popp  

 

diese choreographische theaterarbeit mit texten von heiner müller und michel foucault geht aus von der gewalt oder möglichkeit einer zentralperspektivischen anordnung und der subjektivität des begehrens im sehen. sie beschäftigt sich mit der politik der kombination der elemente körper, sprache, raum, zeit, betrachter.

«où est donc le tableau» wurde in einem ehemaligen jüdischen privattheater im 2. wiener gemeindebezirk gezeigt. das jugendstiltheater trug zeichen seiner unterschiedlichen nutzungen als theater, als varieté und kino, sowie zuletzt als supermarkt. «où est donc le tableau» bespielte die nestroysäle erstmalig wieder als theaterraum.

in dieser versuchsanordnung für 1-3 zuschauerInnen nahmen die betrachterInnen, erstmalig in einer produktion des theatercombinat, ihnen zugewiesene positionen ein.


regie/raum: claudia bosse, von und mit: markus keim, angela schubot, christine standfest, doris uhlich, produktion: christina nägele, dramaturgische mitarbeit: gerald singer, produktionsassistenz: tobias gerber

nestroysäle im nestroyhof, nestroyplatz 1, 1020 wien

premiere: 29.3.2005, 76 aufführungen für je 3 beobachterInnen

gefördert von wien kultur, dank an barbara imhof, kristian koller und christoph weber

 


sehschlitz, netzhaut, betrachten, konstruieren  

« he doesn’t see anything because he doesn’t want to see - because one could perfectly well see nothing » (jean luc godard)

der riss im sehen und hören. gibt es wahrnehmen ohne worte im kopf. die konstruktion des betrachters von relationen und begehren. was wir sehen blickt uns an. die körper arbeiten zwischen sichtbarkeit und unsichtbarkeit. die körper produzieren den stillstand der sichtbarkeit und die bewegung des sehens und der projektion. die körper verschieben die gravität, die körper unternehmen wechsel, die nahe der unsichtbarkeit operieren. die körper fallen, versetzen sich, produzieren den riss im sehbild. das antizipieren des betrachters wird unterbrochen. diese körper sprechen und konstruieren im sprechen ein anderes bild, einen verlauf der betrachtung, assoziationen, reflexionen zweier bilder in einer montage der texte von heiner müller und michel foucault. es gibt einen riss zwischen sprache und körper, zwischen körper und dem selben körper, subjekt und objekt der erscheinung und wahrnehmung. die politik der medialen ebenen wird untersuchbar durch verschiebung der elemente zueinander.




 



 


heiner müller - bildbeschreibung  

fragmentary reconstruction
die handlung ist beliebig da die folgen vergangenheit sind
nämlich der beobachter stehe unter beobachtung
mann+frau unter aufsicht/beobachtung
(archivmaterial heiner müller)

heiner müller entwirft mit «bildbeschreibung» in einem einzigen, durchgängigen satz eine postdramatische „landschaft jenseits des todes». folge ist ein text, den der autor selbst als «übermalung» bezeichnet: «ein bild stellt das andere in frage. eine schicht löscht jeweils die vorige aus.» verkehrungen, wiederholungen, verschiebungen und neubeschreibungen ziehen den betrachter ins bild und machen ihn selbst zum gegenstand der betrachtung. am ende steht die auflösung des bildes, die auflösung des betrachters im bild, des autors/lesers im text. «wer ODER WAS fragt nach dem bild?»

bildbeschreibung
zweifel am bild
zweifel am sehen
zweifel am betrachter
(archivmaterial heiner müller)


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