circular ecologies ist eine dreiteilige gesprächsreihe: drei umherschweifende erkundungen als gespräche von expert*innen an unterschiedlichen orten in wien, eingeladen und moderiert von der regisseurin, choreografin und künstlerin claudia bosse. die talks bieten einblick in die hintergründe und entstehung der performance ORACLE and SACRIFICE in the woods.
ökologisches denken anzuwenden, bedeutet zu verstehen, dass jeder akt folgen für die umgebung hat und alles mit allem zusammenhängt. jede handlung hinterlässt spuren in der zeit. dinge verschwinden nicht, sondern bekommen eine andere gestalt, abhängig von umgebung und klima.
erinnerung der steine eröffnet circular ecologies mit einem erkundung des naturhistorische museums. die gewässerökologin, bildende künstlerin und störhelferin christina gruber trifft auf den leiter der geologisch-paläontologischen abteilung am naturhistorischen museum wien, mathias harzhauser.
mathias harzhauser spricht über landschaften unter der erde und die zeit der steine, christina gruber demonstriert gehörsteine bei fischen (otolithen) und bei Menschen (otokonien): ein dialogisches nachdenken über 35 millionen jahre oder mehr.
toxic ecologies ist eine wanderung durch die pathologische sammlung im narrenturm. die anthropologin und fachärztin für anatomie gerlinde maria gruber trifft auf den philosophen kilian jörg. gerlinde gruber spricht über die verschiedenen phasen des zerfalls des körpers nach dem tod. welche umwelteinflüsse wirken wie auf den verwesungsprozess ein? gibt es "leichengift" wirklich und was ist das eigentlich giftige daran? kilian jörg hinterfragt die puritanische grundhaltung des kapitalismus und was die müllhalden unserer konsumgesellschaft verbergen. wie sähe eine kultur der vergiftung, der verschwendung und des überdauerns in nachhaltigen gesellschaften jenseits des anthropozäns aus?
symbiose, transformation! ritual ist der dritte teil der gesprächsreihe. die anthropologin und kuratorin claudia augustat trifft auf den professor für waldökologie douglas godbold. bei einer wanderung durch die prater au spricht douglas godbold über die millionen jahre alte symbiose zwischen bäumen und pilzen, die mykorrhiza an den wurzeln der bäume bilden. diese kooperation ist die grundlage für die umwandlung des pflanzenlebens vom urmeer zum land. heute bilden mykorrhiza ein gemeinschaftliches netzwerk, das bäume miteinander verbindet, um ressourcen zu teilen und die regeneration zu fördern. claudia augustat erweitert den wald als ort der nicht-menschen nach dem verständnis amazonischer gesellschaften- denn hier befinden sich die dörfer der jaguare und wildschweine- und berichtet über übergangsrituale bei denen junge frauen und männer lernen eine beziehung zum wald und seinen bewohner einzugehen. für menschen kann der wald gefährlich sein, wenn er sich respektlos verhält.
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