02.06. – 05.06.2004 mauser heiner müller - hamburger fassung auf kampnagel hamburg | mai 2004 workshop mauser in wien, in kooperation mit dem nationaltheater montenegro | 03.10. – 06.10.2003 mauser in podgorica (cg), in kooperation mit nationaltheater montenegro (cg), kampnagel hamburg (d) |
vortragsreihe
kritiken
mauser berlin / verbier |
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1970 schrieb heiner müller «mauser», seinen konsequentesten theatertext, als kritische auseinandersetzung mit bertolt brechts lehrstücken. der text zerlegt die formel der revolution «tod den feinden der revolution» in ihre dialektik des tötens, aus deren logik es scheinbar kein entrinnen gibt: sie ist ihr gesetz und richtet sich in letzter konsequenz gegen die revolution selbst - ein verdrängter gründungsakt jeder staatsbildung. in der DDR wurde das stück mit aufführungsverbot belegt: es war einerseits als stalinistisch andererseits als konterrevolutionär verschrien.
theatercombinat und die regisseurin claudia bosse haben im herbst 2003 zusammen mit einem jungen schauspielerensemble des nationaltheater montenegro heiner müllers «mauser» als eine raumgreifende sprach- und bewegungschoreographie erarbeitet. ursprünglich in der jugoslawischen 70er-jahre-architektur eines inzwischen stillgelegten schwimmstadions für 3000 zuschauer in podgorica - bis 1993 titograd - aufgeführt, in der hauptstadt einer region, die gespalten ist zwischen dem staatsgefüge serbien und montenegro und dem bestreben nach nationalstaatsgründung, wurde für hamburg und die veränderte raumsituation eine neue fassung erstellt. (aus: programmheft kampnagel) |
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regie/raum: claudia bosse, spiel: ivan bezmarević, gojko burzanović, ivona čović, dejan ivanić, markus keim, žaklina oštir, nikola perišić, andreas pronegg, želimir šošo, christine standfest, doris uhlich, nada vukčević, ana vujošecić, uroš zdjelar, kostüme: ivanka prelević, training: doris uhlich, regieassistenz: želko sošić, produktionsassistenz: edin jašarević, videodokumentation: damir murseljević, fotos (hamburg): dirk plamböck, übersetzung: jelena stanovnik, bearbeitung christine standfest, ana vujošecić und ensemble.
gäste: nikolaus müller-schöll (theaterwissenschaftler, frankfurt), philipp gehmacher (choreograph, wien)
aufführungsrechte henschel schauspiel, theaterverlag berlin, koproduktion nationaltheater montenegro, kampnagel hamburg, theatercombinat, gefördert durch die kultur-stiftung des bundes (d), mit unterstützung durch die erste bank (a), kulturkontakt austria und wien kultur |
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in den beiden größten kampnagel–hallen wurde ein aus drei räumen bestehendes, aufeinander bezogenes raumsystem installiert. nach dem in der inszenierung in podgorica die unterschiedlichen methoden und arbeitsweisen der akteure von theatercombinat und der schauspieler des nationaltheaters montenegro in einem gemeinsamen chor bearbeitet wurden, wurde in der hamburger fassung dieser eine chor in zwei veschiedensprachige chöre und auf unterschiedliche räume aufgeteilt. in einem verbindenden dritten raum wurde parallel zu den choreographien dokumentarisches material aus podgorica gezeigt.
die zuschauer hatten an beiden orten die möglichkeit, sich durch die räume zu bewegen, um eigene positionen zu beziehen und unterschiedliche akustische und visuelle perspektiven zu wählen. die begegnung zwischen kulturellen und theatralen positionen, zwischen zuschauern und spielern, angelegt als prozess in einem raum ohne hierarchie von bühne und zuschauerraum, befragte wechselseitig die ortsspezifischen kontexte einer theaterarbeit und die möglichkeiten ihres transfers.
die montenegrisch-deutsche koproduktion brachte die von kampnagel initiierte und sich über zwei spielzeiten erstreckende, vierteilige koproduktionsreihe mit osteuropäischen theatern und unsere recherche zu heutigen formen eines politischen theaters zum abschluss. |
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«...die wolken still/sprachlos die winde.»
«vom sprechen, das nicht aus einem mund kommt.»
«politics of affection and uneasiness» |
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vortragsreihe zu «mauser»
begleitend zu und unmittelbar vor den vorstellungen hielten literatur-, theater- und kunstwissenschaftlerInnen vorträge zu heiner müllers theatertexten und zu den aspekten der unterschiedlichen körper-politik-konstruktionen in ost- und westeuropa. im anschluss an die vorstellungen gab es gespräche mit claudia bosse, theatercombinat, dem montenegrinischen ensemble und den referentInnen.
02.06. nikolaus müller-schöll (ruhr-universität bochum):«...die wolken still / sprachlos die winde. heiner müllers schweigen.»
03.06. theresia birkenhauer (universität hamburg): «die zeit des textes im theater. zu heiner müllers mauser.»
04.06. ulrike haß (ruhr-universität bochum): «vom sprechen, das nicht aus einem mund kommt. chorisches bei heiner müller.»
05.06 bojana kunst (universität ljubljana): «politics of affection and uneasiness» |
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zeiten und orte
1. probenblock: 4 wochen proben ab mai 2003 in podgrica.
2. probenblock: 3 wochen im september in podgorica.
premiere in podgorica am 3.oktober, vorstellungen bis 6.10.2003
3. probenblock: 10 tage im mai 2004 in wien, proben in der panzerhalle im arsenal
4. probenblock: mai/juni 2004 deutsche neuerarbeitung, 16 probentage und 4 aufführungen in hamburg (aufenthalt 3 wochen). |
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