URBAN TRY OUTS, für wunder der prärie
das stück als fragment an unterschiedlichen orten in mannheim
fragment 1-4
bei regen finden die URBAN TRY OUTS am 23.9. im collini center, collinistraße,
68159 mannheim, statt.
fragment 1: montag, 21.9., 15.30h cafeteria des richard-böttger-altersheims
(meeräckerplatz 4, 68163 mannheim)
texte aus der genesis werden vor publikum und bewohner_innen des altersheims veröffentlicht,
während eine atempartitur die grundfunktionen des körpers choreografisch untersucht.
die bearbeitete schöpfungsgeschichte, verlautbart von einer 80-jährigen performerin,
hinterfragt die struktur des paradieses und dessen ein- und ausschlussmechanismen - der
garten eden als abgeschirmte einheit. der vorgang des atmens entwirft die choreografie
und zerlegt ein harmonisches bild des körpers. körperbilder und altersdifferenzen treffen
aufeinander, wenn der atem ausgehend von der älteren performerin die körper der anderen
spieler_innen durchwandert und infiziert.
fragment 2: dienstag, 22.9. 15.30h foyer des zentralinstituts für seelische
gesundheit (ZI, I 5, 68159 mannheim)
im foyer des zentralinstituts für seelische gesundheit entwickelt sich ein chorisch-choreographischer sprechakt aus einer poetischen bearbeitung dokumentarischer texte
einer schizophrenen frau, die auf vier sprecher_innen aufgeteilt wird. der text eignet sich
verschiedene sprechweisen aus religion und machtfiguren an. durch die spaltung der einen
figur auf mehrere sprecher_innen entsteht ein chorisches aufeinander-reagieren, in dem
text und bewegung asynchron nebeneinanderlaufen. sprache und ausnahmezustand des
körpers und denkens fallen zusammen.
fragment 3: mittwoch, 23.9. 15.30h quartiersplatz jungbusch
(hafenstraße, 68519 mannheim)
ein bericht über einen flugzeugabsturz in den anden, der die in den bergen gestrandeten
dazu zwang, das fleisch der verunglückten mitreisenden zu essen, stellt die frage nach
den bedingungen von kannibalismus aus not und seinen religiösen wurzeln im christentum
sowie der damit verbundenen schuld. während in diesem journalistischen text die
erinnerung zum event wird, hinterfragt eine bearbeitung von michel de montaignes essay
"of cannibals", inwieweit der kannibalismus von den europäischen eroberern in die kolonien
gebracht wurde. gleichzeitig verbinden sich die
körper
der performer_innen mit dem sie
umgebenden material, sie transformieren die dinge und werden selber transformiert. mitten
im jungbusch wird ein kannibalistischer akt vollzogen, der stadtraum wird sich einverleibt
und körperlich vermessen.
fragment 4: donnerstag, 24.9., 20.00h muckibude
(böckstraße 7, 68159 mannheim)
texte eines warlords über menschenopfer, um im kampf unbesiegbar zu sein, in der
schlacht vollzogene massaker und die tilgung dieser schuld durch die hinwendung zum
christlichen glauben zeichnen das bild eines kriegers, der zum prediger wird. ein text
über noah, der als einziger der katastrophalen göttlichen strafe entkommen ist, sowie
animalische bewegunsstudien treffen in rudis muckibude auf gestählte körper, bodybuilder
und muskeltraining. die bearbeitung der dokumentarischen und biblischen texte verhandelt
die frage von schuld und vergebung. im fitnessstudio entfaltet sich eine choreografie des
sozialen, die zuschauer_innen und trainierende in ein ritual einschließt.
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