in case you missed it
am 20. november haben wir im blickle kino / belvedere 21 die publikation von claudia bosse - kein theater. alles möglich herausgegeben von kathrin tiedemann and fanti baum gemeinsam gefeiert.
eine aufzeichnung der veranstaltung samt gesprächen, interventionen und konzert findet ihr hier!
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wir trauern um uwe bähr
uwe bähr (1939-2024) ist am 29. februar gestorben. der mann seines sohnes schrieb mir gestern eine e-mail. es ist unendlich traurig. wir haben uwe 2016 kennengelernt in düsseldorf. das FFT hatte einen call lanciert für einen lokalen chor für IDEAL PARADISE, auf den sich uwe gemeldet hatte. mit einer gruppe von etwa 10 personen, die meisten waren über 60, betraten wir die leerstehende postzentrale, die christoph rech für uns zugänglich gemacht hatte. da standen wir gemeinsam in diesen leeren hallen mit material aus wien. und dann wurde diese arbeit, auch wegen uwe, eine ganz neue arbeit: the last IDEAL PARADISE. er war eine verblüffend einnehmende person mit einem unglaublich trockenen witz und freundlichkeit, geschuldet wahrscheinlich seiner „berliner schnauze“, wo er geboren wurde. nach seiner berufstätigkeit als maurer war er in verschiedenen initiativen und kunstprojekten in düsseldorf aktiv. seine begeisterung für die seltsamen bewegungen und formationen, die wir gemeinsam erprobten, oder das sprechen im chor oder seiner biographie, welche er auf einem kleinen zettel notiert hatte, um nichts zu vergessen, war eine inspiration. ebenso furchtlos artikulierte er offen seine irritation mit der welt, wie sie war und öffnete sich in gemeinsamen diskussionen. bis wir diese arbeit bei der tanzplattform 2018 in essen aufführten, schrieb uwe mir fast monatlich elektronische postkarten. ich schrieb manchmal auch elektronische postkarten mit sonnenblumen und musik zurück, manchmal auch einfach eine e-mail. in essen flirtete uwe hemmungslos mit ilse, machte ihr komplimente über ihre schönen augen und besuchte uns anschließend mit seinem sohn in wien. weitere gemeinsame arbeiten in düsseldorf am FFT folgten mit "reenacting the archive" als städtische prozession oder später auf eben dem ort, auf dem die postzentrale zuvor stand und inzwischen zur politisch brisanten stadtbrache geworden war. "Commune 1-73" mit motiven der pariser commune als teil von "place international - die 73 tage der commune oder der lange wellenschlag der revolution" war ein zyklus in den baulöchern dieser brache, aber auch um das neue theater am bahnhof des FFT düsseldorf, und zuletzt im mai 2022 im stiegenhaus des neuen FFT. uwe war teil einiger dieser performativen fragmente und einfach cool. jetzt ist die brache bebaut und uwe, der ein freund geworden ist, ist gestorben. sein sohn schrieb mir „ans sterben hat uwe zu keinem zeitpunkt gedacht“ und das beschreibt für mich seine neugierde am leben und an der kunst.
RIP lieber UWE
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